Die Stadt Gelsenkirchen ist mit rund 260.000 Einwohner_innen in 18 Stadtteilen eine mittelgroße Stadt im Herzen des Ruhrgebietes.
Das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN siedelte sich im Stadtteil Bismarck an, in dem der kooperierende Träger „Bauverein Falkenjugend Gelsenkirchen e.V.“ mit dem Fritz-Steinhoff-Haus über die einzige große Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit vor Ort verfügt. Gelsenkirchen-Bismarck ist geprägt vom Strukturwandel und der Bewältigung seiner Folgen. Im Stadtteil verdichten sich die charakteristischen Multiproblemlagen eines belasteten Sozialraumes der Region: Einkommensarmut, Integrationsschwächen und Arbeitslosigkeit sind ebenso präsent wie Jugendkriminalität und weitere soziale Probleme.
Projekte wie die „ Soziale Stadt“ haben in der Vergangenheit allerdings positive Entwicklungen wie die Umstrukturierung einer Zechenbrache zu einem Kulturgebiet mit Kindertheater, Sportanlage, Museum und Proberäumen angestoßen sowie eine gute Aktivierung und Vernetzung der Akteur_innen im Stadtteil befördert. Dies bildete eine gute Grundlage, um im Rahmen des Projektes Bildungsprozesse in den Fokus zu nehmen, Kinder und Jugendliche partizipativ an der Gestaltung neuer Angebote zu beteiligen und die Vernetzung zum Abbau von Bildungsbenachteiligung weiter zu stärken.
Vernetzung
Direkt zu Beginn des Projektes wurde in Gelsenkirchen-Bismarck ein Projektbeirat gegründet, in dem alle relevanten Akteur_innen aus dem Stadtteil mit Delegierten vertreten waren: Neben Schulen und Kindertagesstätten auch die Polizei, die Kirchengemeinden, die Bezirksvertretung, das Jugendamt der Stadt Gelsenkirchen sowie weitere Träger und Institutionen. Ziel der Gründung des Beirates war die Schaffung eines fachspezifischen Gremiums, das auf der einen Seite eine steuernde und beratende Funktion inne hat, aber auch regelmäßig inhaltliche und praktische Impulse an die BILDUNG(S)GESTALTEN heranträgt und eine dauerhafte Beteiligung absichert.
Der Projektbeirat beteiligte sich besonders zu Projektbeginn intensiv an der Diskussion um einen gemeinsamen Bildungsbegriff sowie die Ziele und Methoden zur Gestaltung der Bismarcker Bildungslandschaft. Regelmäßig wurden hier Probleme im Stadtteil thematisiert und erörtert, wie ein pragmatischer, zielgerichteter Umgang damit aussehen kann.
Um die gute Arbeit des Beirates auszuweiten und besonders den Akteur_innen des Bildungswesens eine Kommunikations-und Kooperationsplattform zu bieten, gründete sich auf ihren Wunsch im Verlauf des Projektes zusätzlich die Kiez-AG. Ziele der AG waren unter anderem die intensive Abstimmung von Angeboten und die Realisierung gemeinsamer Projekte. Durch ihre sozialarbeiterische und sozialräumliche Relevanz wird die Kiez AG auch nach der Projektlaufzeit ein Bestandteil der Vernetzungsstruktur von Bismarck bleiben.
Angebote
Im Rahmen des Projektes BILDUNG(S)GESTALTEN wurden am Standort Bismarck zahlreiche innovative Projekte realisiert. Dabei kristallisierten sich im Laufe der drei Jahre drei Schwerpunktthemen heraus: Partizipation, der Abbau von Benachteiligung sowie die Förderung von sozialer Selbstwirksamkeit.
Entsprechend des partizipativen Anspruches wurden die ansässigen Kinder und Jugendlichen als wichtige Initiator_innen von Angeboten in das Projekt einbezogen. Um ihre Bedarfe zu ergründen und sie an Planung und Umsetzung gemeinsamer Projekte zu beteiligen, wurde in der Startphase eine Zukunftswerkstatt durchgeführt. Ein Projekt, das daraus hervorging, richtete sich beispielsweise auf die Schaffung neuer Jugendkulturangebote im Stadtteil: In Kooperation zwischen dem Jugendzentrum und einem Probenzentrum haben Jugendliche hier Konzertreihen in Eigenregie organisiert.
Um Benachteiligungen abzubauen und die Bildungschancen für alle Kinder und Jugendliche im Stadtteil zu verbessern, wurden in enger Kooperation von Offener Kinder- und Jugendarbeit mit Grund-, Förder- sowie Real- und Gesamtschulen verschiedene Projekte realisiert. Mit der Spielstadt in Kooperation mit einer Förderschule wurde beispielsweise ein auf die Bedürfnisse bildungsbenachteiligter Kinder abgestimmtes Projekt durchgeführt, das neben Kompetenzerweiterung und Empowerment auch Selbstwirksamkeitserfahrungen bewirkte – sowohl bei den Kindern als auch bei den Lehrer_innen.
Öffentlichkeit
Auch in Bismarck gelang es im Rahmen des Projektes, die Relevanz und Arbeitsweisen informeller Bildung durch erfolgreiche Kooperationen, die Realisierung konkreter Angebote sowie gemeinsame Veranstaltungen im Stadtteil deutlich zu profilieren. Veranstaltungen wie ein Fachtag zum Thema „Bildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit“, an dem Fachkräfte aller Träger der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Gelsenkirchen teilnahmen, führten neben der Qualifizierung und dem aktiven Austausch in verschiedenen Arbeitsgruppen zu einer selbstbewussteren Haltung der Fachkräfte hinsichtlich ihrer Expertise sowie der Wirkungen und Effekte ihrer Arbeit.
Durch Präsentationen wurde die Expertise der Offenen Kinder- und Jugendarbeit stärker in Fachausschüsse und Arbeitsgruppen eingebracht und Anstöße zur Gestaltung von Kommunalen Bildungslandschaften gegeben. Ein Höhepunkt am Standort war der Besuch der damals stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden und Sozialministerin Mecklenburg-Vorpommerns Manuela Schwesig.
Das Anstoßen von Diskussionen über Gestaltungsmöglichkeiten und Chancen in sozialräumlichen, partizipativ entwickelten Kommunalen Bildungslandschaften innerhalb der Fachöffentlichkeit setzte Impulse, die auch in Zukunft in die entstandenen und bestehenden Gremien sowie Kooperationen über die Grenzen des Stadtteils hinaus einfließen werden.
Neben einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit, die zu guter Präsenz in der Lokalpresse führte, wurde durch die Beteiligung an regionalen Wettbewerben wie dem Gelsenkirchener „Respect-Contest“ oder dem bundesweiten Wettbewerb „Gesagt Getan“ im Kontext des Förderprogramms „Demokratisch Handeln“ erreicht, dass die Themen, Inhalte und Erfolge des Projektes BILDUNG(S)GESTALTEN im Gespräch bleiben.
Als Projektkoordinatorin am Standort Gelsenkirchen-Bismarck waren Frau Katia Heibel (Diplom-Sozialpädagogin) und Frau Katharina Sauerbier (MA) eingestellt.
Eine Auswahl der Angebote in Gelsenkirchen-Bismarck