Das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN ist mit der Annahme an den Start gegangen, dass die Realisierung von Kommunalen Bildungslandschaften im Sinne des Projektes notwendigerweise auf der Arbeit nach drei Prinzipien beruht.
Sozialraumorientierung
Wenn Kommunale Bildungslandschaften in der Lebenswelt junger Menschen entwickelt werden sollen, also dort wo Bildung stattfindet und die Kinder und Jugendlichen leben und lernen, kann der räumliche Bezugspunkt nur kleinräumig angesetzt werden, nämlich im Sozialraum. Durch diese Annahme und die entsprechende Initiierung sozialräumlicher Praxisprojekte „von unten“ unterscheidet sich das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN von Modellen, die die Vernetzung auf der Ebene von Kreisen oder Städten ansetzen.
Durch ihre Wurzeln in der Jugendzentrums-Bewegung der 1960er Jahre, die auf die Aneignung von Treffpunkten im Sozialraum abzielte, können die Offene Kinder- und Jugendarbeit und die Familienbildung langjährige Erfahrungen in die Gestaltung sozialräumlicher Bildungslandschaften einbringen.
Subjektorientierung
Der Überzeugung, dass die Bedürfnisse junger Menschen vor Ort der einzig legitime Referenzpunkt für die Gestaltung bedarfsorientierter Bildungslandschaften sind, entspricht darüber hinaus das Prinzip der Subjektorientierung. Es stellt die Möglichkeiten und die Lebenspraxis der Einzelnen in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit. Bei der bildungsbereichsübergreifenden Vernetzung muss die institutionelle Logik der beteiligten Einrichtungen und Akteur_innen unbedingt berücksichtigt werden und dabei stets Mittel zum Erreichen dieses Ziels bleiben.
Auch dieses Prinzip ist in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung verankert: Die Pädagog_innen unterstützen die Kinder, Jugendlichen und Familien durch eine Stärkung ihrer subjektiven Ressourcen. Vom Paradigma non-formaler Bildungsarbeit ausgehend, dass jeder Mensch auf unterschiedliche Weise lernt, geht es darum, junge Menschen zu begleiten und Hilfestellungen zu geben, ihre eigenen Bildungskompetenzen zu entwickeln. Ein weiterer Anspruch des Projektes ist daher die Entwicklung eines Netzes von Angeboten und Lernorten, das ihnen diese Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht.
Partizipation
Fast banal, jedoch keineswegs selbstverständlich ist es, bei der Gestaltung von Kommunalen Bildungslandschaften auf allen Etappen (von der Definition der Ziele über die Gestaltung von Angeboten bis hin zur Bewertung) nach dem Prinzip der Partizipation arbeiten zu müssen, um tatsächlich eine Beteiligung der Adressat_innen zu erwirken. Auch weil unklar ist, wie es anders gehen könnte, werden Entscheidungen meist von zentralen Gremien getroffen. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit und die Familienbildung können Erfahrung in der Arbeit mit Beteiligungsansätzen einbringen, da sie durch ihren offenen und freiwilligen Charakter auf das Eingehen auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe angewiesen sind.
Eine ganz besondere Qualifikation der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung liegt in ihrer Erfahrung bezüglich sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher. Gerade weil die Erreichbarkeit dieser Zielgruppe als besonders schwierig erachtet wird, galt deren Beteiligung auch ein besonderes Augenmerk. Offene Kinder- und Jugendarbeit und Familienbildung bietet diesbezüglich ressourcenorientierte Ansatzpunkte, die dominante, stigmatisierende sowie defizitorientierte und eher präventiv angelegte Lösungen überwinden. Ebenfalls verfügen Offenen Kinder- und Jugendarbeit und Familienbildung über Erfahrungen in der Einbindung von Mädchen, deren geschlechtsspezifische Bedürfnisse in Bildungslandschaftsmodellen bisher noch weniger berücksichtigt werden als andere Querschnittsthemen.
Diese drei Prinzipien sind traditionell in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung verankert. Das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN geht daher von der Annahme aus, dass Fachkräfte aus diesen Bereichen für die Übernahme einer koordinierenden Rolle bei der Gestaltung von Kommunalen Bildungslandschaften, die tatsächlich auf die Entfaltung der progressiven Potenziale von Bildung abzielen, besonders qualifiziert sind. Andersherum wird davon ausgegangen, dass Vernetzung auch zur Qualifikation der Fachkräfte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung führt. Auf dieses Potenzial sollte im Sinne der bestmöglichen Förderung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien weder in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung, noch bei der Gestaltung von Kommunalen Bildungslandschaften verzichtet werden.