Gladbeck gehört seit 1976 als selbstständige Stadt zum Kreis Recklinghausen und zählt inzwischen über 75.000 Einwohner_innen. Das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN ist im Stadtteil Gladbeck-Brauck aktiv. Es handelt sich dabei um einen typischen vom Bergbau geprägten Ruhrgebietsstadtteil, der die Stadtbezirke Brauck und Rosenhügel umfasst. Den städtischen Daten zufolge lebten dort im Jahr 2012 17.132 Einwohner_innen. Durch den Bergbau sind auch die ersten „Gastarbeiter“ nach Gladbeck gekommen. Seitdem prägt der Zuzug von Arbeitskräften aus dem Ausland Brauck, dem statistischen Daten zufolge bevölkerungsreichsten Stadtteil mit dem höchsten Ausländer_innenanteil der Wohnbevölkerung von 19,6%. Zudem handelt es sich um einen vergleichsweise jungen Stadtteil, der von einem hohen Anteil an (Langzeit-)Arbeitslosigkeit, Integrationsproblemen an Kindergärten und Schulen und gesundheitlichen Defiziten bei Kindern und Jugendlichen geprägt ist.
Das Internationale Mädchenzentrum in Trägerschaft des Kooperationspartners eSw (Evangelische Schülerinnen und Schülerarbeit in Westfalen) ist eine interkulturelle Freizeit- und Bildungseinrichtung für Mädchen und Frauen in Gladbeck-Brauck. Neben diesem Angebot existierten nur wenige andere Angebote im Stadtteil, die explizit für Mädchen und Frauen konzipiert wurden. Mit dem Schwerpunkt geschlechtssensibler und gleichzeitig interkultureller Bildungsangebote bringt der Standort eine ganz besondere Perspektive in das Projekt ein.
Vernetzung
Ausgangspunkt der Vernetzung am Standort Gladbeck-Brauck war nicht die Gründung einer lokalen Steuerungsgruppe, sondern eine ausführliche Bedarfserhebung durch die Projektkoordinatorin. Sie zeigte auf, dass es bereits eine gut ausgebaute Vernetzungsstruktur gibt. Es gibt diverse Netzwerke vor Ort, in die auch die Offene Kinder- und Jugendarbeit beratend eingebunden ist. Hinzu kommt, dass das Internationale Mädchenzentrum mit der Gründung eines Beirates beschäftigt war. Zusätzliche Strukturen waren daher nicht notwendig, sie hätten eher zusätzliche Ressourcen gebunden. Hier erwies es sich als sehr sinnvoll, das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN mit seinen Inhalten in den Beirat zu integrieren.
In den Kooperationsgesprächen im Sozialraum wurde deutlich, dass ein Ort des Austausches zu den Themen geschlechtssensibler und interkultureller pädagogischer Arbeit von den Akteur_innen in dem Arbeitsfeld sehr gewünscht wurde, insbesondere um Anregungen für die Umsetzung in der eigenen Arbeit zu erhalten. Damit waren ideale Bedingungen gegeben, um den besonderen Standortfokus der geschlechtssensiblen und interkulturellen pädagogischen Arbeit noch umfangreicher in die bestehenden Netzwerke, Gremien und die Kommunale Bildungslandschaft insgesamt einzubringen. Diesem Bedarf wurde vom Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN mit einer Fachveranstaltungsreihe mit Fachreferentinnen im Internationalen Mädchenzentrum entsprochen.
Am Standort Gladbeck wurde somit ein Netzwerk mit der Durchführung der Fachveranstaltungsreihe „Bildung für Mädchen und Frauen in Gladbeck-Brauck“ geschaffen. Beteiligt waren unter anderem Vertreter_innen der (Offenen) Kinder- und Jugendarbeit, der Schulsozialarbeit, der Stadtsportkoordination, Schulleiter_innen, Jugendhilfeplanung, Kindertagesstätten, freie Träger und das Regionale Bildungsbüro. Nach fünf Fachveranstaltungen hat sich die Reihe im Stadtgebiet etabliert. Eine Fortführung auch in Kooperation mit der Stadt Gladbeck ist geplant. Diese inhaltlich arbeitende Gruppe übernahm auch die Funktion einer Kooperationsgruppe.
Durch das stadtweite vernetzte Mitwirken im Rahmen des Projektes BILDUNG(S)GESTALTEN entstanden in der Zusammenarbeit neue Kontakte, die die geschlechtshomogene Bildungsarbeit mit daraus entstandenen Kooperationsangeboten sehr bereichert haben.
Angebote
Zentrale Zielsetzung des Projektes BILDUNG(S)GESTALTEN in Gladbeck war es, die Bildungschancen der adressierten weiblichen Zielgruppe – mit und ohne Migrationshintergrund – durch die Schaffung bedürfnisorientierter Angebote im Sozialraum Gladbeck-Brauck signifikant zu erhöhen. Frauen und Mädchen, die von Armut und sozialer Benachteiligung betroffen waren, wurde dabei eine besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht.
Die vorhandene Angebotsstruktur des Internationalen Mädchenzentrums als außerschulische interkulturelle Freizeit- und Bildungseinrichtung und das langjährige Vertrauen in die Einrichtung machten es möglich, zahlreiche neue Bildungsangebote erfolgversprechend auf verschiedenen Ebenen zu platzieren. Exemplarisch seien hier die sehr erfolgreichen Kooperationen mit Vereinen im Bereich Sport zur Schaffung neuer bedürfnisgerechter Bewegungsangebote für Mädchen und Frauen (z. B. Fußballtrainings und Schwimmkurse) genannt, die auch einen Beitrag zur interkulturellen Öffnung leisteten. Die außerschulische Bildungsarbeit im Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN richtete sich mit konkreten Angeboten an Mädchen, Frauen (Mütter) und deren Familien und an die Netzwerkpartner_innen vor Ort. Bedürfnisorientierte Räume zur freien Entfaltung, Aneignung und Selbstverwirklichung in einem interkulturell reflektierten Rahmen bildeten vor dem Hintergrund der geschlechtssensiblen und interkulturellen Bildungsförderung zentrale Bestandteile der Kommunalen Bildungslandschaft in Gladbeck.
Zu den zahlreichen innovativen Bildungsangeboten, die durch das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN möglich wurden, zählten sowohl vielfältige Einzelangebote und -aktionen als auch Projekte, die aufeinander aufbauend eine längere Zeit und auch durchgängig stattfanden. In der Projektdarstellung liegt das Hauptaugenmerk neben einigen Leuchtturmaktionen auf den längerfristigen Projekten.
Insgesamt konnte das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN im Bereich Umweltbildung und Klimaschutz, im Rahmen des Projektes „Kein Kind zurücklassen“, bei der Fortschreibung des kommunalen Kinder- und Jugendförderplans, den regionalen Bildungskonferenzen, der Planung eines Partizipationsnetzwerkes für Gladbeck u. v. m. neue Akzente in der außerschulischen Bildungsarbeit setzen.
Öffentlichkeit
Das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN hat am Standort Gladbeck enorm dazu beigetragen, das Profil Offener Kinder- und Jugendarbeit und der Bildungsarbeit insgesamt zu schärfen und zu bereichern. Gerade wegen der innovativen geschlechtssensiblen und interkulturellen Arbeit vor Ort wurde das Projekt oftmals angefragt, die erfolgreiche Bildungsarbeit in Vorträgen und anhand von z. B. Filmen zu präsentieren und sich stadtweit wie überregional in die Mitgestaltung Kommunaler Bildungslandschaft einzubringen. Impulse gesetzt hat die Arbeit in Gladbeck etwa im Jugendhilfeausschuss, dem Sportausschuss, der AG Jugend, dem Gladbecker Bündnis für Familie – Erziehung, Bildung, Zukunft, der Werkstatt „Lernendes Gladbeck“, der Werkstatt „Bildung, Bewegung und Gesundheit“ und beim „Runden Tisch Brauck“.
Überregional wurde das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN bei der 4. Regionalen Bildungskonferenz des Kreises Recklinghausen und bei einer Fachtagung des Landesjugendrings NRW zur „Rolle und Bedeutung von Jugendbildungsstätten im Gesamtkonzept einer partizipativen Jugendhilfe“ angefragt, die erfolgreiche Bildungsarbeit vorzustellen. Nach der Präsentation des Projektes auf der Regionalen Bildungskonferenz in Recklinghausen formulierten die Teilnehmer_innen in dem Workshop „Bildung in der Jugendarbeit“ schließlich die Forderung, zukünftig Vertreter_innen der (Offenen) Kinder- und Jugendarbeit bei dem kreisweiten Lenkungsausschuss mit an den Tisch zu bitten, um gemeinsam die Bildungslandschaft im Kreis zu gestalten.
Auf Ebene der NRW-Landespolitik hat sich eine Delegation der Piratenpartei mit dem Jugendpolitischen Sprecher, Daniel Düngel, bei einem Besuch im Jahr 2013 in Gladbeck-Brauck von der BILDUNG(S)GESTALTEN-Bildungsarbeit im Internationalen Mädchenzentrum ein Bild gemacht.
Als Projektkoordinatorin am Standort Gladbeck war Frau Esther Monzka (Kommunikationswissenschaftler M.A.) eingestellt.
Eine Auswahl der Angebote in Gladbeck