Aus dem Kontakt mit OGS Mitarbeiter_innen aus Wattenscheider Schulen wurde der von Kindern geäußerte Wunsch nach einem Zirkusangebot aufgegriffen. Die Standortkoordinatorin organisierte einen verantwortlichen Träger und akquirierte Mitarbeiter_innen aus dem Bereich der ansässigen Kinder- und Jugendarbeit mit zirkuspädagogischen Qualifikationen, sodass in Kooperation mit der OGS an der Glückauf Grundschule (Roonstraße) ein längerfristig angelegtes regelmäßig stattfindendes Angebot platziert werden konnte.
Für das Angebot mit dem Schwerpunkt Akrobatik wurden vorhandene und zusätzliche Materialien zusammengestellt (Diabolos, Flowersticks, Einräder, Jonglier-Bälle etc.).
Die Arbeit mit den angebotenen Materialien machte den Kindern viel Spaß. Im Laufe der Zeit konzentrierte sich dann jedes Kind auf einzelne „Tricks“ entsprechend der individuellen Interessen und Fähigkeiten. Motiviert von eigenen Erwartungen und pädagogisch begleitet vom Projektteam erlangten die Kinder dann ihren individuellen Umgang auf jeweils unterschiedlichen Niveaus. Die Beiträge der Kinder wurden dann in einem gemeinsamen Prozess zu Einzel- oder Gruppenauftritten zusammengestellt, wobei die Individualität, der jeweilige Grad der Beherrschung und die Freiwilligkeit erhalten bleiben sollten. Entsprechend wurden die Beiträge dann im Hinblick auf eine spätere Präsentation vor Publikum mit einem individuellen Präsentationssetting verbunden. Clownerie, Schminken und Verkleiden rundeten das ganzheitliche Paket ab.
Die Kinder lernten so neben den akrobatischen Übungen (fein- und grobmotorische sowie koordinatorische Kompetenz, Gleichgewicht, Raum- und Zeitempfinden, Konzentration, Durchhaltevermögen) auch sich zu präsentieren, selbstbewusst zu handeln und aufzutreten. Sie entdecken neue Talente in sich, mussten anfängliche Wünsche verwerfen, Entscheidungen treffen und sich als Teil der Gruppe definieren.
Die persönlichen und sozialen Entwicklungsgelegenheiten wirkten in besonderen Einzelfällen auch stark integrativ. So konnte beispielsweise ein sehr extrovertierter und lebhafter Junge, der mit seinem Verhalten in der Klasse oft als Störfaktor empfunden wurde, nach einer längeren chaotischen Beteiligungsphase als Clown in die Gruppe eingebunden werden. So gelang es dem Team und den beteiligten Kindern durch Wertschätzung und wiederholte Beziehungs- und Beteiligungsimpulse, dem Jungen mit seinem offensichtlich vorhandenen Interesse an dem Angebot den Weg zu einer Rolle zu ermöglichen, die seiner persönlichen Wertigkeit und seinem Talent entspricht. Offensichtlich hat es durch den gesamten Prozess ein Gefühl von Befriedigung und Erfolg für sich und die Gruppe entwickeln können.
Grundlage für die Realisierung solcher sozialer Integrations- und Entwicklungsprozesse über Themen und Angebote hinaus waren hier regelmäßige Kommunikationszusammenhänge, die die Standortkoordinatorin mit der Lehrerin, der Schulsozialarbeiterin und der Mutter aufrechterhalten und deren Inhalte sie im Projektcoaching an die agierenden Mitarbeiter_innen weitervermittelt hat.
Durch die Teilnahme an der Zirkus-AG ergaben sich für den Jungen auch neue positive Impulse für sein Sozialverhalten in anderen Zusammenhängen.
Bei der gesamten Projektgruppe war eine Steigerung von Motivation – auch durch die Unterstützung aktiver Partizipation – feststellbar. Stärken und Fähigkeiten wurden sichtbar, es erfolgte eine innere Reflexion des Selbstbildes, Förderangebote konnten individuell justiert und Hemmungen überwunden werden.
Aufgrund ihrer zirkuspädagogischen Qualifikation konnten die Projektmitarbeiter_innen den Kindern als fachliches Vorbild dienen und gleichzeitig auf der Beziehungsebene die Augenhöhe wahren. So lernten die teilnehmenden Schüler_innen, mit Wille, Ehrgeiz und Mut ihre Grenzen und Ängste zu überwinden, sich gegenseitig zu motivieren und dabei neue Fähigkeiten zu entwickeln.
Anerkennung erfuhren die teilnehmenden Schüler durch die Gruppe, Verwandte und Freunde auf bislang drei Auftritten beim Weltspieltag am Ehrenmal 2013, beim Sommerfest der Glückaufschule/ Bochumer Straße sowie bei einem Schulfest der Glückaufschule/ Roonstraße.
Die eigenen Erwartungen an das Projekt wurden im konkreten Prozess und den Folgewirkungen weit übertroffen. So entschieden sich fünf Kinder für eine aktive Teilnahme im Zirkus Pirella im Falkenheim Klecks, in dem „ihre“ Projektmitarbeiter_innen ebenfalls mitwirken. Dies bedeutet eine Vergrößerung des Sozialraumes der Kinder. Über dieses Engagement finden die Kinder auch Zugänge zu neuen Möglichkeiten, Interessen auszuleben, neue Bezugspersonen zu finden und für ihre persönliche Entwicklung Orientierung zu erhalten.
Auch die Bewertung seitens der Schule fiel so positiv aus, dass hier eine verantwortliche Übernahme des Angebotes für 2015 auch unter geänderten äußeren Rahmenbedingungen realisiert werden soll.
Kooperationspartner
Kinder- und Jugendfreizeithaus Mini-Klecks, Glückauf Grundschule / Standort Roonstraße, OGS der Grundschule, Schulsozialarbeit, PEV, gefördert aus Mitteln der Anneliese-Brost-Stiftung
Laufzeit
Sommer 2012 bis Sommer 2014, geplante Fortführung 2015
Bewegung/ Sport/ Akrobatik/ Tanz/ Gesundheit(-sförderung), Beziehung/ Beziehungsarbeit/ personales Angebot/ Begegnung, Bildung/ Bildungsbegriff/ Lerngelegenheit/ Bildungsgelegenheit/ Bildungsort/ Ganztagsbildung, Identität/ Ich-Stärkung/ Identifikation, Motivation/ Motivationsarbeit/ Aktivierung, Musik/ Literatur/ Kunst/ Theater, Problemlösung/ Konfliktlösung/ Konfliktbearbeitung, Vernetzung mit Schule/ Koop mit Schule