Bereits 2011 wurde auf Antrag der FDP Fraktion im Rat der Stadt Bochum eine Partizipationsmöglichkeit für Kinder- und Jugendliche (hier als Kinder- und Jugendparlament) eingefordert. Nachdem der Rat diesen Antrag an den Jugendhilfeausschuss zur Beratung verwiesen hat, erfolgten intensive Aufarbeitungen im Rahmen einer Arbeitsgruppe, an der u.a. die Jugendförderung sowie die offene und verbandliche Kinder- und Jugendarbeit beteiligt waren.
In Bochum wurde inzwischen ein erster Bericht über „Partizipationsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in Bochum“ 2013 erstellt, der Partizipationsformen und Partizipationsprojekte in Bochum beschreibt und kritisch bewertet. In der Analyse kommt die Arbeitsgruppe zu dem Schluss, dass es vielfältige Möglichkeiten der Teilhabe an Entscheidungsprozessen gibt – insbesondere in Kinder- und Jugendfreizeithäusern und Jugendverbänden. Mit einem Jugendforum in 2013 und einer Fragebogenaktion erfasste der Arbeitskreis Standpunkte und Vorstellungen Jugendlicher im Hinblick auf Aneignungs- und Beteiligungsmöglichkeiten. Die hier erfassten Ideen und Anregungen sollen in einem weiteren Jugendforum im Dezember 2014 aufgegriffen werden.
Der Arbeitskreis Partizipation trifft sich weiterhin regelmäßig – inzwischen unter Beteiligung der Standortkoordinatorin des Netzwerkes HATWATT. Ziel ist die Umsetzung von Partizipation für Kinder- und Jugendliche in der praktischen Arbeit in Bochum. Für eine weitere Unterstützung und Beratung in Bezug auf Schulungen, Fortbildung- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie Kontakte zu Referenten wurden auf einer Sitzung des Arbeitskreises im September 2014 Mitarbeiterinnen der Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung des Landesjugendamtes NRW eingeladen (s. Foto). Für Ende 2015 ist eine Fachtagung zum Thema Partizipation mit good-practice Präsentationen und wissenschaftlichen Inputs geplant.
Im Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN / Netzwerk HATWATT in Bochum Wattenscheid-Mitte ist Partizipation ein Grundprinzip – abgeleitet aus dem Selbstverständnis und den Arbeitsprinzipien der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung als tragende Fachprofessionen. Partizipation wird bei der Planung und Durchführung von Projekten aber auch in Vernetzungsprozessen strukturell berücksichtigt. Beispielhaft sei an dieser Stelle auf die Projekte „Aktivierende Bewohnerbefragung“, „Partizipationsworkshop für Jugendliche Planet B“, „Filmprojekt für Jugendliche Wat geht ab?!“, „Partizipationsprojekt Jugendcafé“(mit der Methode planning for real) oder auch „Wurzeln und Flügel – Das Projekt Begegnungshaus“ verwiesen. Darüber hinaus wurden alle weiteren Angebote ebenso auf der Grundlage von Teilnehmerfeedbacks und Reflexionsgesprächen mit den jeweils teilhabenden Kooperationspartnern ausgewertet.
(Neue) Ideen und Anregungen sind von der Standortkoordinatorin aufgegriffen worden und konnten vielfach zu passgenauen Angeboten für Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien weiterentwickelt werden. Partizipationsansätze zielen aber immer auch auf die Erweiterung von sozialen Handlungsräumen und die Selbstorganisation von Entwicklungs- und Bildungsprozessen hin. Daher sind sowohl chaotische Aneignungsprozesse oder auch Abbrüche ebenso tolerierbare Formen von Entwicklung wie aktive Beteiligung und institutionsfreie Selbstorganisation.
Partizipationsangebote beziehen die Kreativität und die Visionen, die Stärken und Fähigkeiten der sogenannten „Zielgruppen“ ein, unterstützen die Ich-Stärkung und Selbstwirksamkeit und machen die Veränderbarkeit des eigenen Lebensumfeldes und die Gesellschaft erfahrbar. Sie sind als Ansatz immer auch eine Herausforderung an das Struktur- und Bildungsverständnis sowie die Lernfähigkeit des Systems, der beteiligten Organisationen und der handelnden Fachkräfte.
Im Netzwerk HAT WATT wurde dieser Ansatz breit angelegt erfahrbar gemacht. Der offene Dialog in horizontaler und vertikaler Ebene mit der institutionellen Entsprechung einer flexiblen trägerübergreifenden Verantwortungsgemeinschaft führte – zumindest im Rahmen der Kooperationsbeziehungen – zu einer fachlichen Qualifizierung der Akteure der OKJA und der Familienbildung „en passant“, die aber stets versuchte, die Aspekte der Autonomie und Freiwilligkeit aufrecht zu erhalten. Dieser reflexive Prozess ist während der Projektlaufzeit auf der Ebene der Institutionen und der Bevölkerung in Gang gesetzt worden, bedarf aber der Erweiterung und der strukturellen Verstetigung.
Die Initiatoren des Netzwerkes HATWATT sehen aus ihrer Erfahrung heraus durchaus noch Impulse im erweiterten Partizipations-Dialog auf städtischer Ebene. So sind die familienbezogenen, arbeitsfeldübergreifenden und alltagsbezogenen Aspekte von Motivation und Selbstwirksamkeit als Wurzeln von Teilhabe und Aneignung im umfänglich sozialräumlichen Verständnis noch nicht in ausreichendem Maße verankert. Und auch die formal definitorischen Beschränkungen der Altersgruppen in der Jugendarbeit an ihrem oberen und unteren Rand sollten aus unseren Erfahrungen kritisch auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden. Wir sind aber auch neugierig auf die Lernerfahrungen, die wir selbst hier mit anderen Menschen und ihren Erfahrungen machen dürfen.
Kooperationspartner
Kinderbüro, Jugendamt, Jugendring, AGOT, Schulsozialarbeit, Jugendförderung, Standortkoordinatorin
Laufzeit
Seit 2011
Bildung/ Bildungsbegriff/ Lerngelegenheit/ Bildungsgelegenheit/ Bildungsort/ Ganztagsbildung, Fach- und Infoveranstaltung/ Professionalisierung OKJA/ Qualifizierung/ Fachvortrag/ Fortbildung, Fachkräfte aus der (Offenen; Mobilen) Jugendarbeit/ Jungendhilfe/ Streetworker, Familienbildung/ Elternarbeit/ generationsübergreifend, Identität/ Ich-Stärkung/ Identifikation, Networking/ Dialog/ Austausch/ Kommunikation/ Netzwerk/ Netzwerkarbeit, OKJA/OT/ Jugendzentrum/ (mobile) Jugendarbeit, Qualitätsentwicklung OKJA und FB/ Qualität OKJA und FB, Zugang zur Bildungslandschaft/ Zugänge/ Teilhabe