Im letzten Projektjahr von BILDUNG(S)GESTALTEN fand ein zentrales Jugendforum mit Teilnehmer_innen aus allen fünf Projektstandorten als zukunftsorientierte Beteiligungsaktion statt.
In Vorbereitung darauf entwickelten Jugendliche aus Bochum Wattenscheid an verschiedenen (Lern-) Orten und zu verschiedenen (Lern-) Gelegenheiten Zukunftsideen für ein Zusammenleben nach ihren Vorstellungen. 13 Jugendliche nahmen dann als Querschnitt und Botschafter ihrer Peer-Groups an einem 3-tägigen Partizipationsworkshop in einer Jugendbildungsstätte ein. Dabei hatten sie die Gelegenheit, die Vielfalt von Themen und Ideen und ihre ganz persönlichen Ansichten über ein Leben auf dem „PLANET B“ (Räume, Menschen, Themen und Atmosphäre – Was ist euch dabei wichtig?) einzubringen und gestalterisch darzustellen. Die Ergebnisse wurden als Wattenscheider Beitrag für das zentrale Jugendforum zu einem Dokumentationsfilm zusammengefasst.
Eine vom Koordinator_innen-Team des Projektes BILDUNG(S)GESTALTEN für alle Standorte produzierte Videobotschaft diente als Auftakt für den Prozess und den Workshop.
Die Jugendlichen konnten als Expertenteam zu Konstrukteuren einer „idealen“ Gesellschaft auf einem neuen Planeten (Planet „B“) werden. Zu wesentlichen Fragestellungen nach Entwicklungsräumen, zentralen Themenstellungen, dem zwischenmenschlichen Umgang oder der Gesamtatmosphäre einer Gesellschaft waren ihre persönlichen Ideen, Wünsche und Vorstellungen von einem Leben voller Freude, Chancen, Möglichkeiten und Entwicklungspotential aber auch zu Wertprioritäten, Toleranz, Freiheit und Veränderung gefragt. Die Jugendlichen nutzten die sich ihnen bietende Gelegenheit begeistert und engagiert in einer Mischung aus Ernsthaftigkeit, Spaß und gegenseitiger Motivation.
(Beispiele für Impulsfragen: „Wo und unter welchen Bedingungen wächst Du über Dich hinaus?“, „Was beschäftigt Dich jetzt und für deine Zukunft?“, „Welche Menschen unterstützen Dich bei dem was Du willst?“, „Welche Atmosphäre/ Bedingungen/ Strukturen motivieren dich, für andere und die Gesellschaft aktiv zu werden?“)
Die vielfältigen Aussagen und Anstöße eines Brainstormings zu den Impulsfragen brachte die Gruppe anschließend mit einer Vielfalt von Methoden kreativ zum Ausdruck. Dabei werteten die Jugendlichen beispielsweise mit Hilfe eines Flaschendrehspiels Positionen von „unwichtig“ bis „wichtig“ und tauschten gleichzeitig ihre Gedanken über Werte und Wichtigkeiten aus. Für die Darstellung ihrer Statements zum Thema Atmosphäre fanden die Jugendlichen die ihnen angemessen erscheinende Darstellungsform in einem selbst entwickelten Cup-Song mit eigener Choreografie und Beatbox Elementen.
Das Thema Menschen wurde mit viel Spaß und Motivation als Personenaufstellung umgesetzt. Die Jugendlichen bemalten und beschrifteten weiße Maleranzüge mit Eigenschaften von Menschen, die ihnen als Vorbilder oder ganz praktisch Unterstützung boten. Die ursprüngliche Idee, die gestylten Anzüge lediglich für Standbilder zu tragen, wurde spontan ausgeweitet. Das Resultat war eine Tanzperformance in den bunten Anzügen, die als eine Art „Harlem Shake“ mit in die filmische Workshop-Dokumentation eingeflossen ist.
Alle diese Prozesse des Wattenscheider Workshops wurden mit der Kamera begleitet, in Sequenzen mit den Ergebnissen der anderen Projektstandorte zusammengeschnitten und auf dem Jugendforum im Juni in Bochum als Gesamtfilm vor Jugendlichen sowie Vertretern des Jugendamtes Bochum und des Projektträgers AGOT-präsentiert.
Der Partizipationsworkshop in Oer-Erkenschwick war eine reine Jugendarbeitsaktivität. Entsprechend waren die Teilnehmer_innen natürlich auch (auf-)gefordert, sich selbstaktiv um die Alltagsbereiche wie Essen, Schlafen, Pünktlichkeit und Freizeitgestaltung zu kümmern. Hier standen die Standortkoordinatorin und die Jugendbildner auch außerhalb des „Programms“ als Ansprechpartner und Prozessbegleiter zur Verfügung. Die mitgebrachten Hintergründe aus Familie, Schule, Peergroup oder Sozialraum waren hier zwar nicht über Personen (Eltern, Lehrer etc.) präsent, allerdings tauchten entsprechende Bezüge immer wieder in den Programmphasen und den Einzelgesprächen auf und waren Gegenstand von Bewertungen und Reflexionen.
Da während des 3-tägigen Workshops für den Standort Wattenscheid so viel und spannendes Material zusammenkam, entschied die Standortkoordinatorin mit ihrer lokalen Steuerungsgruppe, aus dem umfangreichen Datenmaterial noch zusätzlich einen eigenen standortbezogenen Filmschnitt von ca. 20 min produzieren zu lassen. Erst damit erschien den Verantwortlichen eine angemessene Wertschätzung des Engagements der vielen beteiligten Jugendlichen gewährleistet und eine sinnvolle Grundlage für die weitere Verarbeitung der Ideen und Impulse im Sozialraum geschaffen.
Dieser zusätzlich entstandene Film wurde an einem Präsentationsabend nicht nur den Jugendlichen, sondern auch deren Familien, Freunden und Interessierten im Kinder- und Jugendfreizeithaus Klecks vorgeführt.
Im Anschluss an die Filmpräsentation stellten sich einige Jugendliche auch für Fragen und weitere Erläuterungen zur Verfügung. Dabei wurde schnell die Brücke zu anderen im Sozialraum stattfindenden Prozessen – insbesondere der Entwicklung des neuen Jugendcafés oder der Qualifizierung zu verantwortungsbewussten Jugendgruppenleitungen deutlich (s. „JuLeiCa-Schulung“ / Partizipationsprojekt „Jugendcafé“). Gerade die Eltern waren nicht nur positiv überrascht vom Agieren ihrer eigenen Kinder, sie zeigten sich auch sehr interessiert an den Überlegungen der Jugendlichen zur Gestaltung und der Eigeninitiative beim Jugendcafé. Einzelne boten sogar spontan ihre (handwerkliche) Hilfe bei anstehenden Arbeiten an den Räumlichkeiten an.
Der teilweise schon persönliche Umgang der Standortkoordinatorin mit den Eltern als personelles Bindeglied im Netzwerk HATWATT, die über Ansprache und Raumgestaltung entspannt wirkende Atmosphäre und ein ansprechendes kultursensibles Buffet boten den Rahmen, in dem die kleineren und größeren Bewohner_innen entspannt(er) und offen(er) in einen Austausch treten konnten. Hierbei war selbst die Anwesenheit unbekannter interessierter Fachkräfte und der Presse nicht kommunikationshemmend als Störfaktoren wahrnehmbar.
Kooperationspartner
Standortkoordinatorin, medienpädagogische Fachkraft Film, PEV, Kinder- und Jugendfreizeithaus Klecks
Laufzeit
Partizipationsworkshop zum Jugendforum 3-tägig Mai 2014
Jugendforum Tagesveranstaltung Juni 2014
Filmpräsentation für Bochum-Wattenscheid Nachmittagsveranstaltung September 2014
Bewegung/ Sport/ Akrobatik/ Tanz/ Gesundheit(-sförderung), informelles Lernen/ non-formales Lernen/ Lernen, Methode/ Sozialraumerkundung/ Wettbewerb/ Homepage, Mitgestaltung/ Mitbestimmung/ Partizipation, Musik/ Literatur/ Kunst/ Theater, Networking/ Dialog/ Austausch/ Kommunikation/ Netzwerk/ Netzwerkarbeit, OKJA/OT/ Jugendzentrum/ (mobile) Jugendarbeit, Werte/ Haltung/ Regeln/ Wertschätzung