In 2013 ist das trägerübergreifende Angebot verschiedener Akteure der Kinder- und Jugendarbeit aus dem Sozialraum Bochum-Wattenscheid mit gemeinsamen Aktionen, Aktivitäten und besonderen Sport- und Bewegungsspielen in der Parkanlage am Ehrenmal fortgesetzt worden (s. Jugendprojekt „Räume gemeinsam erschließen“). Das regelmäßige Sport- und Spielangebot im öffentlichen Raum wurde dabei den im Vorfeld geäußerten Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen angepasst (aktuelle Befragungen und Rückmeldungen aus dem Vorjahr) und entsprechend um Materialien wie Boule-Sets für Pétanque und Cross-Boule ergänzt. Ebenso knüpften die pädagogischen Fachkräfte an ihren Erfahrungen des letzten Jahres an und platzierten besondere Schwerpunktaktionen, die den Frei- und Aneignungsraum z.B. über die Durchführung einer Stadtrallye erweiterten. Ausgangspunkt dieser Aktivitäten war der Wunsch der Jugendlichen nach „Neuem“ – ein bislang unbekanntes Spiel bzw. neue Erfahrungen im eigenen Nahumfeld. Bei beiden Aktivitäten waren die Teilnehmenden wie auch die pädagogischen Teams gefordert, die an sich einfachen Regeln und Konzepte anhand der eigenen Werte und Bedürfnisse konstruktiv zu reflektieren und zu „erschließen“. So zog die einfache Idee eines Boule-Turniers mannigfaltige Überlegungen zu Organisationsfragen, Werbestrategien, sinnvollen Teambildungen, Anforderungen an bestimmte Altersklassen, die Aufstellung von Regeln, deren Einhaltung und Kontrolle, das Verhältnis von Spielspaßpersönlicher Leistung Bewertung, die angemessene und wertschätzende Behandlung aller Teilnehmenden etc. nach sich. Die damit verbundenen antizipativen Rollenwechsel und viele Vergleiche (z.B. mit Leistung in der Schule) aus dem persönlichen Erfahrungsbereich führten zu einer Ausdifferenzierung und Festigung individueller Wertvorstellungen und Handlungskompetenzen.
Bei der Rallye wurde neben der Gestaltung der einzelnen Zielpunkte und der dabei durch Informationen, Handlungsaufforderungen und Fragestellungen angestoßenen reflexiven „Heimatkunde“ auch die Frage der Motivation und der Konkurrenz der einzelnen Erkundungsteams zu einer zentralen Frage. Die pädagogischen Organisatoren gaben zwar mit dem Auftrag, nach eigener Streckenstrategie in möglichst kurzer Zeit das Ziel zu erreichen, und der Auslobung eines „Preises“ eindeutige Konkurrenzaspekte ein, um damit oberflächlich eine Motivationssteigerung zu erzeugen. Allerdings waren die Ausgestaltung des „Preises“ (feste Teilnahme der „Sieger“ an einem ohnehin kostenfreien Folgeprojekt) und die Ausgestaltung der einzelnen Zielpunkte im Gegensatz dazu mehr auf Spaß, Kooperation und „Aha-Erlebnisse“ angelegt. Entsprechend verblasste der anfängliche Siegeswille bei den einzelnen Starterteams im Verlauf der Rallye hin zu einer zwar durchaus lehrreichen, aber auch genussvollen und beziehungsstabilisierenden Erlebnistour. Die Rallye wurde zur Bildungsgelegenheit, der Sieger war … eigentlich egal.
Der ebenfalls geäußerte Wunsch nach Streetart-Aktionen zur Gestaltung von Objekten und Flächen im öffentlichen Raum konnte ebenfalls aus dem Netzwerk HATWATT heraus durch die gute Kooperation mit dem Betriebspunktleiter des Stadtgartens Bochum-Wattenscheid realisiert werden. Hierbei wurden große und verblasste Holzskulpturen von den Jugendlichen mit Farbe aufgepeppt. Highlight des Jahres war die Durchführung eines zweitägigen Graffiti-Workshops mit einem Künstler, der mit den Kindern und Jugendlichen einen Unterstand für ein Schachspielfeld im Stadtgarten gestaltete. Ein Mitarbeiter des Jugendamtes (Streetwork) stellte öffentlich und für die Jugendlichen die Bedeutung der ersten offiziellen „Freifläche“ für Graffiti-Aktionen in Bochum-Wattenscheid heraus. Damit wurde das „Ergebnis“ dieser Aktivität von Jugendlichen auch zu einem ständigen, im öffentlichen Raum sichtbaren und akzeptiertem Ausdruck konkreter Jugendkultur. Im Entstehungsprozess selbst kam es dann auch nebenbei zu vielen Zufallskontakten der Jugendlichen mit Passanten, in denen teils intensive intergenerative Gespräche über das Projekt, aber auch über „die Jugend“ im Allgemeinen und „diese Jugendlichen“ im Speziellen geführt werden konnten. Auch hier fand das ungewohnte Auftreten der Jugendlichen, die entspannt lockere Atmosphäre und die „Verschönerungsaktion“ weitgehend eine positive Resonanz.
Durch die gemeinsame Weiterentwicklung und Anpassung des Projektes konnte den strategischen Zielen zur Entwicklung einer lokalen Bildungslandschaft näher gekommen werden, Räume zu erschließen, Bildungsgelegenheiten zu schaffen, Motivation zu erzeugen, Partizipation zu ermöglichen, Netzwerke und Beziehungspartnerschaften zu optimieren.
Weitere künstlerische Aktionen mit wiederum anderen Kooperationspartnern sind hieraus in 2014 entstanden (Projekt „Kunstpädagogische Aktionen für Kinder und Jugendliche“) und können über den „Arbeitskreis mobile Kinder- und Jugendarbeit“ des Jugendamtes der Stadt Bochum (Kinderbüro) auch zukünftig verankert werden.
Folgeaktionen sind auch nach dem Projektende von BILDUNG(S)GESTALTEN geplant.
Kooperationspartner
Grünflächenamt Bochum, Falken Bochum (OT Klecks, Mini-Klecks), Sozialer Dienst der Stadt Bochum (Streetwork), Graffiti-Künstler, PEV, Projektförderung aus Mitteln des Landesjugendamtes
Laufzeit
Mai bis Oktober 2013
Bewegung/ Sport/ Akrobatik/ Tanz/ Gesundheit(-sförderung), Bildung/ Bildungsbegriff/ Lerngelegenheit/ Bildungsgelegenheit/ Bildungsort/ Ganztagsbildung, informelles Lernen/ non-formales Lernen/ Lernen, Methode/ Sozialraumerkundung/ Wettbewerb/ Homepage, Motivation/ Motivationsarbeit/ Aktivierung, Musik/ Literatur/ Kunst/ Theater, Networking/ Dialog/ Austausch/ Kommunikation/ Netzwerk/ Netzwerkarbeit, Werte/ Haltung/ Regeln/ Wertschätzung