Wie nehmen Jugendliche ihren Sozialraum wahr?
Welche Frei- und Aneignungsräume sind interessant und werden angenommen?
Diesen Fragen sollte in Bochum-Wattenscheid mit dem Ziel einer vertieften Wahrnehmung, einer intensiveren Nutzung und einer prozessoffenen Weiterentwicklung nachgespürt werden.
Auf eine entsprechende Ansprache von Jugendlichen durch die wiederum vielfältige Kooperationsgemeinschaft bei unterschiedlichen Kontaktgelegenheiten formierte sich eine Gruppe, die in Begleitung von pädagogischen Fachkräften über einen Zeitraum von drei Monaten gemeinsam als Expert_innen in eigener Sache auf Erkundungstour ging.
Als Produkt dieses intensiven Gruppenprozesses ist letztendlich ein in Eigenregie entwickelter 10 minütiger Film entstanden, der die sozialräumlichen Orte der kulturellen Bildung und informelle Treffpunkte aus Sicht der jugendlichen „Kulturagenten“ präsentiert. Die engagierten Jugendlichen haben sich mit Unterstützung der Kooperationspartner – insbesondere X-Vision Ruhr – und BILDUNG(S)GESTALTEN/ HATWATT zahlreiche Kompetenzen und Fähigkeiten im Hinblick auf Projektplanung, mediale und konzeptionelle Umsetzung eigener Ideen, Interviewformen, Kommunikation, Rollenwechsel, Schnitt- und Tontechniken, Dramaturgie, Kameraführung, Verantwortlichkeit, Teamfähigkeit bis hin zur Eigenkomposition eines RAP über Wattenscheid angeeignet. Dabei flossen individuell vorhandene Stärken in das Projekt ein und entwickelten sich im Gruppenprozess weiter. Dabei entstanden auch Identifikationen und ein kollektives Wissen. In Statements am Ende des Films machten die Jugendlichen deutlich, was ihnen in Bochum-Wattenscheid noch fehlt: Neben einem Kino oder Fotoworkshops sowie Schauspielkursen wurde der Wunsch nach einem Treffpunkt nur für Jugendliche (Jugendcafé) geäußert, wo sie ganz unter sich sein können.
Bei einer der nachfolgenden Filmvorführungen im Kinder-Jugendfreizeithaus Klecks überreichte die Diplom-Sozialarbeiterin, die die Jugendlichen bei der Entwicklung, den Interviews und Aufnahmen sowie im Filmstudio begleitet und beobachtet hatte, den „Kompetenznachweis Kultur“ an die Kulturagenten als Wertschätzung und Dokumentation der individuell erworbenen Fähigkeiten und Kernkompetenzen. An dieser Verleihung nahmen zahlreiche Eltern, Trägervertreter und Kooperationspartner, Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie der Anneliese-Brost-Stiftung und weiterer Protagonisten des Films als Gäste teil, was die Bedeutung und Bewertung für die Jugendlichen nochmal heraushob. Eine Präsentation über die Entstehung und Entwicklung des Films als sozialräumliche kulturelle Bestandsaufnahme durch eine Studentin des Masterstudiengangs Sozialforschung an der Ruhr-Uni Bochum rundete das Programm ab.
Beim Kulturwettbewerb Nachtfrequenz 2013 in der Stadthalle von Bochum-Wattenscheid fand der Film ebenfalls viel Beachtung. Die Abteilung Jugendförderung griff mit einer Fragebogenaktion für Schüler_innen in Bochum-Wattenscheid den Faden des Jugendtreffs noch einmal auf. Denn mit der Schließung eines Kinder- und Jugendfreizeithauses Ende 2014 sah die Stadt sich in der Pflicht, bedarfsorientierte Alternativen für Kinder und Jugendliche in Bochum-Wattenscheid zu platzieren. Hieraus entwickelte sich das Partizipationsprojekt „Jugendcafé“ (siehe dort), welches von der Projektkoordinatorin in Kooperation mit der noch bestehenden OT unter Beteiligung der Jugendlichen konzeptionell entwickelt und begleitet wurde.
Kooperationspartner
Falken Bochum ( X-Vision Ruhr, Kinder- und Jugendfreizeithaus Klecks und Mini-Klecks), Taiwan Do-Akademie, Freiwillige Feuerwehr Bochum-Wattenscheid, gefördert mit Mitteln der Anneliese-Brost-Stiftung
Laufzeit
März bis Mai 2013