Angeregt durch den Fachaustausch während der zweitägigen Projektklausur 2012 (Standortklausur 2012) u.a. zum Thema Sinus-Milieus und die Bedeutung der Herstellung von Zielgruppennähe, um Bewohner_innen zur Mitgestaltung und Umsetzung eigener Ideen, Initiativen und Aktivitäten zu motivieren, griff die Projektkoordinatorin den Ansatz zur Planung und Durchführung einer aktivierenden Befragung als Methode im Sommer 2012 auf. In einer längeren Phase der Vorbereitung formierte sich ein Team bestehend aus Projektkoordinatorin, Stadtteillotsin (Stadtteillotsin im Sozialraum) sowie drei Student_innen der ev. Fachhochschule Bochum, Masterstudiengang Soziale Arbeit. Nach gemeinsamer Recherchearbeit der Methode „action research“, die auf Kurt Lewin (1968) zurückgeht, entwickelte das multiprofessionelle Team ein Konzept zur Schulung interessierter Bewohner_innen aus Bochum-Wattenscheid, die in Zweierteams Interviews in einem eingegrenztem Bereich des Sozialraumes durchführen sollten. Des Weiteren entwickelte es Fragestrategien zur Durchführung von Leitfadeninterviews und Ergebnissicherung sowie öffentliche Materialien wie die Erstellung eines Ankündigungsflyers und Einladungsschreibens zu einer Bewohnerversammlung. Flankiert durch eine Presseankündigung der insgesamt 6 Interviewteams – gekennzeichnet mit einem grünen HATWATT – Schal – wurden in den letzten beiden Septemberwochen 2012 insgesamt 191 Interviews in offener Gesprächsform mit Eltern, Jugendlichen und älteren Menschen geführt. Die Befragungen fanden an der Haustür, auf der Straße, an zentralen Punkten des Gebietes sowie im Projekt-Elterncafé des offenen Treffs Mini-Ini statt. Nach Auswertung und Clusterung der wichtigsten Ergebnisse durch die Student_innen wurden diese interessierten Bewohner_innen im offenen Treff vorgestellt, diskutiert und konkrete Ideen formuliert. Auf der Bewohnerversammlung offenbarten sich Wünsche nach Austauschrunden zu Erziehungsfragen, interkulturelle Veranstaltungsabende nur für Frauen, Fortbildungsangebote wie Babysitterkurse oder Folklore- und Tanzkurse, die im Projekt mit Kooperationspartnern und ehrenamtlichen Mitwirkenden umgesetzt wurden (Interkulturelle Frauenveranstaltungen: „Ladies Night“ 2012-2014, Austausch im Dialog für Schuleltern und Frauen, Folklore und Breakdance für Kinder und Jugendliche, Babysitterkurse 2013-2014, Frauenbildungsangebot „Deutsch aus Liebe“). Die erfahrbare Ernsthaftigkeit mit den eigenen Interessen führte zu einer erkennbaren Motivation und Beteiligungsbereitschaft an vielen verschiedenen Stellen im Netzwerk.
Im Rahmen ihrer gemeinsamen Masterabschlussarbeit griffen die Student_innen das Thema unter dem Titel: „Ehrenamtliches Engagement als soziales Kapital? Eine Untersuchung zur Initiierung nachhaltiger, ehrenamtlicher Strukturen im Sozialraum“ (Prof. Dr. Oltmann und Prof. Dr. Henke) noch einmal auf. Sie dokumentierten hier ausführlich Methode, Vorgehensweise und Ergebnisse und führten ergänzende Expert_inneninterviews. Erfreulicherweise ist diese Methode auch beim Nachfolgeprojekt von BILDUNG(S)GESTALTEN HAT WATT (Transferprojekt „HaRiHo“) in drei weiteren Stadtteilen von Bochum mit Beteiligung der ev. Fachhochschule zum Einsatz gekommen. Denn über die aktivierende Befragung erfuhr das Projekt einen positiven Schub für praxisnahe, bedarfsorientierte Aktivitäten und Angebote, die der Motor einer lebendigen Bildungslandschaft von unten sind und das Netzwerk sowohl auf Anbieter- als auch auf Adressat_innenebene befördern.
Kooperationspartner
Ev. Fachhochschule Bochum, Stadtteillotsin, ehrenamtlich Mitwirkende, gefördert mit Mitteln der Anneliese-Brost-Stiftung, PEV
Laufzeit
August bis Oktober 2012
bedarfsgerecht/ bedarfsorientiert/ adressatenorientiert/ zielgruppenorientiert, Beteiligung/ Partizipation,Bochum-Wattenscheid, Ehrenamtliches Engagement/ Verantwortung/ Ehrenamt, Methode/ Sozialraumerkundung/ Wettbewerb/ Homepage, Mitgestaltung/ Mitbestimmung/ Partizipation, Motivation/ Motivationsarbeit/ Aktivierung, Werte/ Haltung/ Regeln/ Wertschätzung, Zugang zur Bildungslandschaft/ Zugänge/ Teilhabe