…zu den Ansätzen
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Öffentlichkeit
Auf der Annahme basierend, dass die Fachkräfte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung prädestiniert für die Koordination von Bildungsnetzwerken und -landschaften sind, bestand ein Ansatz des Projektes darin, ihre besondere Qualifizierung sowie den Wert ihrer Bildungsarbeit insgesamt nach außen deutlich zu machen.
Diese Annahme hat sich bestätigt (vgl. Ergebnisse/Qualität der OKJA und FB). Da die Projektpraxis zeigt, dass der Erfolg des Aufbaus bedarfsorientierter Bildungslandschaften nach Prinzipien non-formaler Bildung auch davon abhängt ihre bislang kaum bekannten Potenziale an Öffentlichkeit und Entscheidungsträger_innen aus Politik und Verwaltung zu vermitteln, erweist sich der Ansatz, (Fach-)Öffentlichkeit und Politik gezielt anzusprechen, als folgerichtig.
- Zunächst machte das Projekt Handlungsbedarf bei der Voraussetzung für dieses Vorgehen deutlich: Das mangelnde Bewusstsein der Fachkräfte über ihren gesellschaftlichen Auftrag, den Bildungswert ihrer Arbeit und ihre Expertise. Zwar sind sie durch den persönlichen Kontakt zu ihren Adressat_innen ausgewiesene Expert_innen für deren Bedürfnisse, sie stehen zu ihnen in dem Vertrauensverhältnis, das es braucht, um sie bei der direkten Beteiligung unterstützen zu können und sind in der Regel bestens mit den lokalen Gegebenheiten vertraut. Jedoch fehlen ihnen im Einrichtungsalltag meist Kapazitäten sowie ein Rahmen, um die Arbeit zu reflektieren und sich ihrer Expertise bewusst zu werden. Die Strukturen und Aktivitäten des Projektes BILDUNG(S)GESTALTEN schafften hier Abhilfe und förderten erfolgreich das fachpolitische Bewusstsein aller Beteiligten.
- Im nächsten Schritt ging es darum, Profil und Expertise der non-formalen Bildungsanbieter_innen nach außen zu vermitteln. Viele junge Menschen und Familien wissen tatsächlich gar nicht, was Offene Kinder- und Jugendarbeit und Familienbildung überhaupt machen und welche Angebote bzw. Lern- und Erfahrungsorte ihnen im Sozialraum zur Verfügung stehen. Durch das gemeinsame Auftreten der lokalen Bildungsakteur_innen auf öffentlichen Veranstaltungen sowie über Angebote und Informationsveranstaltungen ist es an allen Standorten gelungen, die Offene Kinder- und Jugendarbeit und die Familienbildung in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und ihr ein „Gesicht“ zu geben. Für einen höheren Wiedererkennungswert hat sich die Entwicklung einer „Corporate Identity“ bewährt. Neben dem persönlichen Kontakt war die Lokalpresse ein wichtiger Kanal zur lokalen Öffentlichkeit. Sie sollte stets zu Angeboten und Veranstaltungen eingeladen werden, um darüber zu berichten und so den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. An manchen Standorten wurde die Öffentlichkeitsarbeit außerdem erfolgreich durch die Erstellung eigener Homepages sowie das Auftreten in sozialen Netzwerken ergänzt.
- Auch in der Fachöffentlichkeit gelang es zunehmend als Bildungsakteur_innen anerkannt und in den Bildungsdebatten wahrgenommen zu werden. Wichtige Maßnahmen hier waren der Anstoß fachlicher Debatten, Mitwirkung in diversen Gremien und aktive Interventionen in die lokale Politik. Nicht zuletzt etablierten sich die lokalen Bildungsakteur_innen als Ansprechpartner_innen und Expert_innen für die Kommunen und konnten ihre Erfahrungen mit sozialraumorientierten-, subjektorientierten- und Beteiligungsansätzen, sowie ihre lokale Kompetenzen in die Bildungs- und Jugendhilfeplanung einbringen. Sie leisteten so einen wichtigen Transfer dringend benötigter Methoden und Ansätze und konnten durch die Schaffung neuer Stellen und Strukturen sogar nachhaltige Veränderungen über die Projektlaufzeit hinaus erwirken. Entscheidend war, dass es im Rahmen des Projektes gelungen ist, eine „Sprache“ zu entwickeln, die in Kommunalpolitik und -verwaltung ankommt: Indem sie ihre Expertise in vielfältiger Form von Daten, Karten, Berichten und Konzepten bis hin zu Filmen zur Verfügung stellten, konnten sie politischen Entscheidungen im Sinne der jungen Menschen und Familien mehr Gewicht und Legitimität verleihen.
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Angebote
Eine zentrale Kritik der BILDUNG(S)GESTALTEN-Initiator_innen an anderen Bildungslandschafts-Modellen bestand darin, dass die Veränderungen vor allem beim System Schule, nicht aber bei den jungen Menschen selber ankommen (vgl. Das Projekt-Entstehung und Anspruch). Da sich der Wert der Bildungsvernetzung aus Perspektive von Offener Kinder- und Jugendarbeit und Familienbildung jedoch allein daran erweist, dass neue Bildungsgelegenheiten und Erfahrungsorte zur Verbesserung der konkreten Lebenssituationen der Menschen geschaffen werden, sollte sich dieses Projekt durch eine stärkere Praxisorientierung auszeichnen. Die Gestaltung von Kommunalen Bildungslandschaften über bedarfsorientierte Angebote für die jungen Menschen und Familien vor Ort gehörte daher zu den zentralen Ansätzen von BILDUNG(S)GESTALTEN.
An den Projektstandorten wurden zahlreiche innovative Projekte durchgeführt (Einen Überblick über die zahlreichen innovativen Praxisangebote gibt es hier.) Die bedarfsorientierte Entwicklung pädagogischer Angebote für sich genommen ist nichts Neues für die Offene Kinder- und Jugendarbeit und die Familienbildung, sie gehört vielmehr zu deren Alltagsgeschäft. Durch den Kontext der sozialräumlichen Bildungslandschaft hat sich jedoch nicht nur die Quantität, sondern vorrangig auch die Qualität der Angebote verbessert:
- Mittels verschiedener Methoden und Herangehensweisen (Schüler_innenbefragungen, Sozialraumerkundungen, die Durchführung einer aktivierenden Befragung, …) wurden an allen Standorten Bedarfe, Ideen und Anregungen der Adressat_innen für neue Angebote erschlossen. Bei der Erarbeitung entsprechender Konzepte konnten die verschiedenen Perspektiven der vernetzten Akteur_innen im Sozialraum eingebracht werden. Dabei sind im Laufe der drei Jahre intensiver Praxis-Expert_innen aus den Bereichen Architektur, Grünflächenamt, Schulsozialarbeit, Kunst und Kultur, Umweltbildung, Sport sowie engagierte Einzelpersonen, Großeltern etc. als Akteur_innen in Erscheinung getreten. Sie ermöglichten die Erschließung weiterer und neuer Frei- und Gestaltungsräume und bereicherten die Netzwerke der etablierten Kooperationspartner_innen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung so auf bemerkenswerte Weise.
- Von den daraus hervorgegangenen Angeboten profitierten nicht nur die Adressat_innen vor Ort, sondern auch die lokalen Bildungsakteur_innen. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Bedeutung von träger- und bildungsbereichsübergreifenden Angeboten für das Entstehen einer neuen Kultur multiprofessioneller Zusammenarbeit. Die Erarbeitung und Durchführung konkreter Angebote erwies sich nicht nur als wertvoll, weil sie die Ergebnisse der neuartigen Zusammenarbeit für die Zielgruppen erlebbar und für die Öffentlichkeit sichtbar werden ließen. Sie boten gleichzeitig Anlässe für einen intensiven fachlichen Austausch, bei dem sich die Akteur_innen ihre jeweiligen Perspektiven und Ressourcen praktisch näher brachten. Positive Effekte und Auswirkungen konnte die träger- und bildungsbereichsübergreifende Zusammenarbeit im Hinblick auf Teamentwicklung, Moderationstechniken, gemeinsame Konzeptentwicklung und Methodenvielfalt bei der praktischen Umsetzung (wie z. B. beim Projekt Spielstadt oder dem Partizipationsprojekt „Jugendcafé“ mit der Methode Planning for Real) befördern. Da am Ende solcher Kooperationsprozesse die Durchführung von Angeboten steht, die sich durch eine neue pädagogische Qualität auszeichnen, ergeben sich zudem fachlich und atmosphärisch greifbare Erfolgserlebnisse, die den Zusammenhalt des jeweiligen Netzwerkes substanziell fördern. Angebote und Maßnahmen sind daher Motoren, die zu praktischer Qualitätsentwicklung führen.
- Dass aus vormals teilweise konkurrierenden Akteur_innen im Sozialraum nachhaltig aktive Verantwortungsgemeinschaften werden, ist für die Realisierung des erweiterten Bildungsbegriffes (bzw. für die Lernprozesse der Adressat_innen) von unschätzbarem Wert. Voraussetzung für das Gelingen dieser fachlich zu forcierenden Entwicklung sind jedoch Offenheit und Bereitschaft für prozessorientierte Projekte sowie die Verfügbarkeit entsprechender Ressourcen.
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Vernetzung
Da der Vernetzungsansatz im Zentrum des Projektes BILDUNG(S)GESTALTEN steht, begann das Projekt an den fünf Standorten mit einer Phase der Kontaktaufnahme zu den verschiedenen Bildungs- und Beratungsakteur_innen sowie zu Gremien auf der sozialräumlichen und gesamtstädtischen Ebene. Dieses Vorgehen diente einerseits der Erfassung des Spektrums bereits bestehender Angebote sowie der Arbeitsweisen, Prinzipien, Zugänge und individuellen Ziele dieser Partner_innen, andererseits auch dem Austausch bisheriger Kooperationserfahrungen und der gegenseitigen Erforschung von Motivationen und Anknüpfungspunkten (in Abhängigkeit ihrer Ressourcen) zu BILDUNG(S)GESTALTEN.
Unterschiedliche Standortanbindungen sowie individuelle Schwerpunkte und Ressourcen der Standortträger (Trägervielfalt) machten ein individuelles Vorgehen der Koordinatorinnen im Vernetzungsprozess notwendig (vgl. Standorte). Die Bildung lokaler Steuerungsgruppen unter Einbeziehung weiterer Schlüsselpersonen und Insider des Sozialraumes aus Politik, Verbänden oder Einrichtungen unterstützte den Vernetzungsprozess. Sie bildeten das erste (neue) trägerübergreifende Netzwerk, das sich über die regelmäßigen Treffen u.a. zur Erarbeitung und Überprüfung von Teil- und Handlungszielen weiterqualifizierte.
Für die Zusammenarbeit zwischen lokaler Steuerungsgruppe und lokalen Netzwerkpartner_innen bzw. auch schon bestehenden Sozialraumnetzwerken haben sich Wertschätzung und eine konsequente Adressat_innenorientierung bewährt, da so Parallelstrukturen verhindert und Konkurrenzsorgen zum konstruktiven Austauschthema gemacht werden konnten. Es stellte sich als wichtig heraus, dass die Standortkoordinator_innen diesen neuen Stil authentisch verkörperten. Zudem kam es darauf an, dass sie als Kümmerer und Kümmerinnen neue Impulse der Akteur_innen wie auch der Adressat_innen wahrnahmen und den zielorientierten Diskurs innerhalb des Netzwerkes kontinuierlich und integrativ aufrecht erhielten – gerade dann, wenn einzelne Akteur_innen aus Ressourcenmangel aus der aktiven Arbeit auszusteigen drohten. Diese Bindungsfähigkeit gründete sich gleichermaßen auf ihrem systemischen Auftrag, die Kommunikations- und Fachkompetenzen der Kümmerer und Kümmerinnen sowie die Zeitressourcen, die ihnen für Vernetzungsprozesse zur Verfügung standen.
Durch die offen und transparent gestaltete Arbeitsweise entfaltete BILDUNG(S)GESTALTEN Ausstrahlungskraft in die Sozialräume und konnte – auch über die Durchführung von Klausur- und Fachtagungen – weitere Partner_innen gewinnen. Über Dialog und Reflexion wuchsen und erweiterten sich gegenseitige Wahrnehmungen und Perspektiven für das eigene und gemeinsame Handeln zugunsten der Sozialraumadressat_innen. Über die partizipative Entwicklung und Umsetzung konkreter Angebote und Projekte für Kinder, Jugendliche und Familien in trägerübergreifenden Strukturen bildeten sich nach und nach multiprofessionell agierende Teams, die auch über das Projekt hinaus aktiv bleiben werden. Der fachliche Zugewinn der Akteur_innen „on the job“ wurde – wo möglich – auch durch gemeinsame Fortbildungsangebote unterstützt und intensiviert. Indem immer auch die Aspekte der Selbstwirksamkeit und Selbsthilfepotenziale der Adressat_innen sowie Partizipation und Motivation mit einbezogen wurden, kam das Profil und die Rolle der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung in und für Vernetzungsprozesse(n) deutlich zum Ausdruck.
Somit entstanden im Projektverlauf funktionstüchtige, anpassungsfähige und miteinander verbundene, aber weiterhin individuell profilierte Bausteine eines organischen lebendigen Netzwerkes, das eine prozessoffene und entwicklungsfähige Kommunale Bildungslandschaft von unten befördert. Da die Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen und die permanente Weiterentwicklung dieses Netzwerkes über die Kümmerer und Kümmerinnen sichergestellt werden, ist aus fachlicher Perspektive unbedingt anzuraten, die Funktion dauerhaft zu fördern, um ein Wegbrechen der Strukturen zu verhindern.
Vernetzung mit Schule
Da Schulen wichtige Kristallisationspunkte für den Lebensalltag und die Bildungsbiographien von Kindern und Jugendlichen sind, nimmt die Kooperation mit ihnen für die Gestaltung von Kommunalen Bildungslandschaften einen besonderen Stellenwert ein und soll hier gesondert thematisiert werden. Kooperation und Vernetzung zwischen Schule und außerschulischen Akteur_innen hat es an allen Projektstandorten bereits gegeben, schließlich handelt es sich dabei seit zehn Jahren um einen integralen Bestandteil der Schulentwicklung – vor allem in Richtung Ganztagsschule. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Jugendhilfe hier in der Gefahr steht, als reine Dienstleisterin im System Schule aufzugehen (vgl. Das Projekt-Entstehung und Anspruch). Das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN strebt eine andere Gestaltung dieses Verhältnisses an.
Bei der Thematisierung der Erwartungen der unterschiedlichen Akteur_innen sowie ihrer Arbeitsweisen und Prinzipien wurde das Spannungsverhältnis zwischen Schule, freien Trägern der (Offenen) Ganztagsschule und weiteren Kooperationspartner_innen sichtbar: Besonders die Ansätze der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung wie Partizipation, Freiwilligkeit, Sozial- und Freiraumorientierung bilden einen Gegenpol zu den meist durchorganisierten, zeitlich begrenzten und stark schulbezogenen Angeboten der (Offenen) Ganztagsschule und ihren Kooperationspartner_innen aus der Jugendhilfe am Standort Schule.
Die Standortkoordinatorinnen als Bindeglied von verschiedenen Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, Familienbildung, Vereinen und Verbänden machten unterschiedliche Erfahrungen in der von ihnen initiierten Zusammenarbeit mit den Regel- und Förderschulen. Dabei zeigte sich, dass nicht immer die Schulleitungen die wichtigsten Ansprechpartner_innen sind. Häufig liefen die Kontakte über Personen aus den Bereichen Schulsozialarbeit oder (Offene) Ganztagsschule.
Um die Bedeutung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung in ihrem Eigenwert herauszustellen und damit die Basis für die angestrebte Akzeptanz verschiedener Bildungsverständnisse zu legen, koordinierten und initiierten sie an den Standorten Arbeitskreise und Fachtagungen, die einen Austausch über ein erweitertes Bildungsverständnis beförderten. Parallel dazu bauten sie Kooperationsbeziehungen auf. Über die praktische Umsetzung von Projekten und Angeboten wie beispielsweise der Spielstadt, Familienseminare oder erlebnispädagogische und künstlerische Aktionen während und außerhalb der regulären Schul- und Betreuungszeiten konnten gute Zugänge in das System Schule gefunden werden. Bei der gemeinsamen Planung und Durchführung wurden auf beiden Seiten Impulse wahrgenommen und eine neue Kultur der Zusammenarbeit entwickelt, die auch andere Zielgruppen (wie beispielsweise Eltern) und Aneignungsräume außerhalb formeller Bildungssettings in den Blick nahmen. Die Intensität und Qualität der Zusammenarbeit zwischen BILDUNG(S)GESTALTEN, weiteren Kooperationspartner_innen und Akteur_innen der Schule wie Lehrer_innen und Schulsozialarbeiter_innen war in der Projektphase jedoch in erster Linie abhängig von der Bereitstellung zeitlicher und personaler Ressourcen des Partners Schule. An einzelnen Standorten waren über die Fortführung und Anpassung von Einzelprojekten nachhaltig echte Kooperationen möglich und konnten im Sinne von schulübergreifenden multiprofessionell agierenden Teams systemisch weiterentwickelt und angepasst werden. An anderer Stelle wurden zum Teil innovative Projekte als einmalige Erfahrungsevents wertgeschätzt, konnten aber ohne eine sozialraumorientierte Koordinierung mit entsprechenden Ressourcen nicht fortgeführt werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bereitschaft zur Kooperation und Öffnung auf allen Seiten vorhanden ist. An vielen Schulstandorten fehlen jedoch die notwendigen Ressourcen, um die Potenziale und Stärken der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung unter Einbeziehung weiterer Bildungsorte nutzen und andersherum deren Arbeit in ihrer Eigenständigkeit unterstützen zu können.
Vernetzung mit den Regionalen Bildungsnetzwerken
Weitere Kooperationspartner von besonderer Bedeutung waren von Beginn an die Regionalen Bildungsbüros. Sie bilden zusammen mit den Bildungskonferenzen und den Lenkungskreisen die Struktur aller Regionalen Bildungsnetzwerke in NRW. Weil die Offene Kinder- und Jugendarbeit und die Familienbildung im Gesamtkonzert der Bildungsakteur_innen vor Ort stark unterrepräsentiert waren, zielte das Projekt darauf ab, an allen fünf Standorten Kooperationen mit den bestehenden Regionalen Bildungsbüros einzugehen.
Die Regionalen Bildungsnetzwerke der Städte und Kreise haben ihrer eigenen Beschreibung zufolge die Chance, aber auch die Pflicht, vor dem Hintergrund der Entwicklung einer ganzheitlichen Bildungsstrategie miteinander zu kooperieren. Zu den Zielvereinbarungen zählt,
- alle kommunalen, schulaufsichtlichen und gesellschaftlichen Kräfte vor Ort zur Unterstützung von Schulen zu bündeln.
- Regionale Bildungsnetzwerke sollen weiterhin über Altersgrenzen hinweg schulisches und außerschulisches Lernen fördern.
- Durch die Zusammenführung der lokalen Bildungs-, Erziehungs- und Beratungssysteme zu einem Gesamtsystem soll eine Optimierung der Förderung von Kindern und Jugendlichen gelingen.
Ausgehend von den unterschiedlichen sozialräumlichen, strukturellen und personellen Bedingungen an den fünf Standorten im Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN stellte sich die Zusammenarbeit mit den Regionalen Bildungsbüros unterschiedlich dar. Grundsätzlich war ein Interesse der Regionalen Bildungsbüros an einer Zusammenarbeit mit dem Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN bzw. mit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung an allen Standorten vorhanden. Stellenweise blieb es leider jedoch dabei. Eine konkrete Zusammenarbeit kam oft nicht zustande, da seitens der Regionalen Bildungsbüros keine Ressourcen für die Durchführung sozialraumorientierter Projekte vorhanden sind. Zudem verhinderte der schulzentrierte Fokus der Regionalen Bildungsnetzwerke die Platzierung von Angeboten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung weitestgehend. Zur flächendeckenden Umsetzung des oben genannten ganzheitlichen Bildungsverständnisses fehlen den Regionalen Bildungsbüros oft die Kapazität und die Möglichkeit der flexiblen bedürfnisorientierten Loslösung vom konkreten schulzentrierten Auftrag.
Welchen Stellenwert Offene Kinder- und Jugendarbeit und Familienbildung als anerkannte Orte der (außerschulischen) Bildungsarbeit innerhalb der Kommune haben, war stark personenabhängig. Als entscheidender Faktor für die Qualität der Zusammenarbeit lässt sich das Vorwissen der Mitarbeiter_innen bei den Regionalen Bildungsbüros über die konkrete Bildungsarbeit ausmachen: Je stärker es ausgeprägt war, desto besser die Voraussetzungen und Ergebnisse der Kooperation. Dort wo Bildung außerhalb formaler Strukturen bereits in den Regionalen Bildungsnetzwerken präsent war, erhielt die praktizierte Bildungsarbeit des Projektes BILDUNG(S)GESTALTEN sogar soweit Einzug in die regionale Bildungskonferenz, dass die Forderung an den Kreis ging, die (Offene) Kinder- und Jugendarbeit künftig in den kreisweiten Lenkungsausschuss einzubinden. Insgesamt hat die Zusammenarbeit an allen Projektstandorten auf Seiten der Regionalen Bildungsbüros zu einer Zunahme des Interesses an der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung geführt. Dieses Ergebnis bestätigt den Nutzen einer gezielten Vermittlung ihres Potenzials nach außen (vgl. Ergebnisse/Ansätze/Öffentlichkeit) und spricht für die Weiterführung des Ansatzes.
Zur Optimierung der Zusammenarbeit von Regionalen Bildungsbüros und Offener Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung bedarf es auf Seiten der Regionalen Bildungsnetzwerke einer konzeptionellen Erweiterung auf non-formale Bildung, nicht zuletzt auch in den Kooperationsverträgen mit den Städten und Kreisen. Darüber hinaus wäre eine Ausstattung mit entsprechenden Ressourcen zur Umsetzung konkreter sozialraum- und bedürfnisorientierter Projekte vor Ort wünschenswert und notwendig.
Vernetzung mit dem Jugendamt
Freie Träger mit ihren Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung bringen eine hohe Gestaltungskompetenz in die Kommunale Bildungslandschaft ein und nehmen erkennbar Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen wahr. Für eine koordinierende Gestaltung von Sozialräumen fehlen hier aber schlicht die Mittel und der Auftrag. Die Jugendämter in den fünf Standorten waren daher wichtige Kooperationspartner_innen für BILDUNG(S)GESTALTEN. Folglich wurden an den Projektstandorten bereits in der Projektentwicklungsphase Ansätze und Zielsetzungen mit den jeweiligen Mitarbeiter_innen im Jugendamt diskutiert und das Gesamtvorhaben in den Jugendhilfeausschüssen vorgestellt.
Es lässt sich überwiegend feststellen, dass das Interesse auf Seiten der Jugendamtsmitarbeiter_innen am Projekt hoch und die signalisierte Bereitschaft zur Zusammenarbeit groß war. Die praktischen Erfahrungen aus dem Projekt lassen sich jedoch nicht einheitlich beschreiben. Größtenteils war die Zusammenarbeit partnerschaftlich und wertschätzend. Im Jugendamt fand das Projekt verlässliche und dankbare Mitstreiter_innen für die Gestaltung von Kommunalen Bildungslandschaften über die Entwicklung von konkreten praktischen Angeboten in den Sozialräumen sowie die Konzeption und Durchführung von Fachveranstaltungen zu den relevanten Themen.
Für Fachkräfte, Einrichtungen, Träger, aber auch für die Standortkoordinatorinnen in den Sozialräumen, sind in der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt zum Teil auch strukturell bedingte politische und praktische Grenzen spürbar, die ein gemeinsames Übernehmen von Verantwortung erschweren. Verwaltungsstrukturen sind oftmals eher statisch und schwer bzw. nur langfristig veränderbar. Dennoch zeigen die Erfahrungen im Projekt, dass es auch hier immer Spielräume für positive Veränderungen und Entwicklungen gibt, die in den Projektstandorten von den jeweils handelnden Personen unterschiedlich genutzt wurden und die es verstärkt partnerschaftlich zu finden und zu nutzen gilt.
Als Personen, die für die Bildungsbelange von Kindern und Jugendlichen in der Kommune verantwortlich sind, sollten die Mitglieder der Jugendhilfeausschüsse als Partner_innen gewonnen werden, die strukturelle und politische Impulse geben und dadurch das Entstehen von sozialraumbezogenen Verantwortungsgemeinschaften für die Bildung von Kindern, Jugendlichen und deren Familien unterstützen. Daher wurden in allen beteiligten Projektstandorten Ansätze, Ziele, aber auch konkrete Praxisangebote in den jeweiligen Ausschusssitzungen vorgestellt. Die Erwartung, dass über die Jugendhilfeausschüsse auch von der politischen Seite des Jugendamtes Zugänge für eine bedarfsorientierte Gestaltung von Bildungslandschaften in die Kommune geschaffen werden könnten, erfüllte sich nicht überall gleichermaßen. An einigen Standorten wurde das Thema der Bildungslandschaft von den Ausschüssen eher randständig behandelt und der Wille zur konkreten Mitgestaltung von Bildungslandschaften weniger erkennbar.
Insgesamt ist festzuhalten, dass die Offene Kinder- und Jugendarbeit und die Familienbildung durch das Projekt BILDUNG(S)GESTALTEN bezüglich ihrer Fachlichkeit und somit ihrer Bedeutung als Partner_in der Kommune an allen Standorten einen deutlichen Zugewinn erfahren haben. Hier gilt es künftig Strategien zu finden, um diesen Zugewinn zu erhalten und die gewonnenen Erfahrungen auf das gesamte Arbeitsfeld zu übertragen.